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Kraftvoller Zusammenhalt

Palmsonntag – ein besonderer Tag im Jahr, der sich wie vieles andere in letzter Zeit so anders anfühlt. Die „stille Woche“ trägt heuer viel mehr als eine symbolische Bedeutung. Ein guter Zeitpunkt für mich, um nachzudenken, was mir in dieser neuen Zurückgezogenheit am meisten fehlt:

Es fehlen mir die vielen zufälligen Begegnungen des Tages, am Eingang des Kindergartens, an der Kassa des Lebensmittelgeschäftes, auf der Straße unserer kleinen Ortschaft, wo sich einfach ein jeder kennt. Es fehlt mir das Lächeln so vieler Menschen, die sonst meinen Tag reicher und bunter machen: angefangen beim Postler, der mir die Briefe gerne in die Hand gedrückt hat, bis hin zur netten, oft sogar philosophischen Unterhaltung abends mit meiner Milchbäuerin, die mir nun die Milchflaschen beim geöffneten Fenster mit Handschuhen reicht. Pfiati, mach’s gut! Und zu das Fenster. Es fehlt mir das kurze Stelldichein in meiner Lieblingsbuchhandlung, egal, ob ich ein Buch brauche oder nicht – einen interessanten Austausch und gemeinsames Lachen gibt es dort immer! Welch Kostbarkeiten, diese vielen Lächelmomente des Tages ... Ich vermisse sie.

 

Was fehlt mir nicht? Der streng getaktete Alltag, das Weckerläuten in der Früh (heuer sogar eine völlig beschwerdefreie Zeitumstellung!), das Termine-Einhalten, Autofahren. Manchmal die traurigen Augen meines Sohnes, wenn es in der Schule einen Konflikt mit Gleichaltrigen gab. Es fehlen mir nicht die Anrufe ungeduldiger Patienten meines Mannes, nicht die Unersättlichkeit der Kinder, weil sie dies oder das in der Auslage eines Geschäftes gesehen haben und es unbedingt demnächst brauchen ... Doch so gar keine Freunde aus der Schule, mit oder ohne Konflikt? So gar keine Patienten, ohne oder mit Geduld? Und vor allem: So gar keine Osterfreuden? Ein Osterhase mit Ausgangssperre?!? Wobei, so der leise Einwand meines Jüngsten, der Osterhase in den letzten Jahren immer mit kontaktloser Übergabe gearbeitet hat. Es besteht also noch Hoffnung ...

 

Das Osterfest – eine der wenigen Gelegenheiten im langen Jahreskreis, meine liebe Großfamilie in meiner Heimat zu sehen – wird heuer zu einem Privatissimum. Da kommen mir die Tränen. Das ist eine Tradition, die ich nicht frohen Mutes ins Wasser fallen lasse. Da fehlt etwas. Etwas ganz Zentrales, ein Herzstück des Jahres. Ja, und doch: Das Ausbleiben des Wiedersehens, Umarmens, Beschenkens, gemeinsamen Feierns der Auferstehung und Genießens werden wir in Kauf nehmen in dem Wissen, dass wir dadurch uns und unsere Lieben schützen. 

 

Aus der Distanz haben wir heute auch des Einzugs Jesu Christi in Jerusalem gedacht. Die Glocken der Kirche kündigten aus der Ferne den gemeinsamen Empfang des Erlösers an, der Palmbuschen grüßt aus dem Garten – doch weil wir wissen, und vielleicht beim Spaziergang auch sehen, dass es viele so machen, entsteht wieder etwas großes Gemeinsames, spürbar ist das kraftvolle Vereinen, der Zusammenhalt.

 

Kraftvoll sind auch Statements von zahlreichen Künstlern, Aktionen voller Kreativität und Solidarität wie Aufnahmen des Rotterdams Philharmonisch Orkest oder des International Opera Choir, wo Musikerinnen und Musiker die Türen ihrer virtuellen Proberäume öffnen und so die Allgemeinheit an ihrer musizierenden Gemeinsamkeit, diesem wunderbaren großen Ganzen teilhaben lassen.

 

Das abrupte „Auf-Pause-Schalten“ unseres gewohnten Alltags schafft Freiräume, zeitliche, geistige, kreative Freiräume, die genutzt werden wollen! Ich bin überzeugt, dass es vielen unter euch bereits in den Fingern kribbelt und euch in Zeiten wie diesen interessante und lesenswerte Gedanken kommen. Schreibt sie nieder! Schickt sie uns! Wir machen daraus einen Blog von allen für alle, und wer weiß, vielleicht schreiben wir eines Tages gemeinsam ein Buch? 

 

Eure Eva

Eva Adelbrecht

Team von Buchhandlung und Verlag Pfeifenberger

Lektorin & Autorin

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Kommentare: 1
  • #1

    Dr.Edith Heinrich-Eben (Mittwoch, 06 Mai 2020 20:46)

    Mit info-mail gesendet !

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