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Freude, schöner Götterfunken

Ode an die Dankbarkeit

 

Der Jahreswechsel, er kommt jedes Jahr zuverlässig zum selben Datum. In den verschiedensten Lebensaltern freut man sich aus den unterschiedlichsten Gründen sehr auf diesen Tag, auf Silvester.

 

Als Volksschulkind, weil man vielleicht das erste Mal in seinem Leben bis Mitternacht aufbleiben darf. Als Jugendlicher, weil man eine Party bis spät in die Nacht gemeinsam mit Freunden feiert. Als Studentin oder Jungerwachsene, weil man abenteuerlich, mit Gulasch, Bier und Raketen im Gepäck, in Richtung einer einsamen Hütte unterwegs ist, wo mitternächtlich dann im Schnee unter sternenklarem Himmel Walzer zu den Klängen von An der schönen blauen Donau getanzt wird. Ich habe immer wieder miterlebt, dass sich einige meiner Gleichaltrigen oft regelrecht den Kopf zerbrochen haben, sich tagelang uneins waren, für welche der vielen Feiermöglichkeiten sie sich denn schlussendlich entscheiden sollten: Wäre es beim privaten Fest aufregender, oder doch auf dem Silvesterpfad in der Öffentlichkeit mit vielen unbekannten Menschen? Dieses „Es-muss-unbedingt-ganz-besonders-werden“ habe ich nie nachvollziehen können, diesen Drang, dieser Nacht etwas abzuringen, damit sie ja ein würdiger Abschluss für eines der vielen erlebten Jahre wird. Ich habe diese Silvesterentscheidung stets sehr gelassen getroffen. Entweder war ich dort oder eben da, lustig war es immer, die anderen alkoholisch gesprochen stets noch lustiger als ich, weshalb ich mich meistens als eine der ersten dorthin zurückzog, wo man eigentlich die Nacht verbringt. Und kam mal nichts zustande, so genoss ich einen ruhigen letzten Abend des Jahres zuhause, mit Ein echter Wiener geht nicht unter, Dinner for one und der Pummerin, bevor es zum Donauwalzer ging. Ein Glas Sekt natürlich dazu. Papa konnte auch gut Walzer tanzen.

 

Warum ist vielen Menschen dieser letzte Tag im Jahr, dieser Abschluss des Alten und Aufbruch zum Neuen so wichtig? Es hat wohl ganz starke Symbolkraft, dieses Hintersichlassen und Aufstoßen der Tore zu neuen Wegen. Viele sind vielleicht mit gewissen Ereignissen im Laufe des Jahres nicht zufrieden gewesen, wollen das abhaken und versuchen, mit guten Vorsätzen fürs neue Jahr einiges besser zu machen. Der Mensch hat, so glaube ich, auch das Gefühl, Unangenehmes, Trauriges, Enttäuschendes mit einer Jahreszahl als Etikett versehen und so per Zeitenpost in einem Koffer in die Vergangenheit absenden zu können. Es fühlt sich anders an, ob man erzählt, dass der Freund erst heuer oder eben schon letztes Jahr Schluss gemacht hat. Unerfreuliches bekommt eine vergangene Jahreszahl umgehängt und ist somit gleich weiter weg. Auf zu Neuem!

 

In diesem Sinne müsste das heurige Silvester weltweit mit einem riesengroßen tiefen Durchschnaufen, Aufatmen und Hoffen verbunden sein. Mit einem gewaltigen Fußtritt von 2020 in die Ecke der Vergangenheit und einem ungestümen Losrennen in Richtung 2021. Auch wenn für viele Menschen im Privaten das Jahr 2020 sicherlich Schönes und Wunderbares gebracht hat – Partnerschaften wurden gegründet, Kinder geboren, Ehen geschlossen, Ausbildungen zu Ende gebracht, Erfolge eingefahren, Nobelpreise gewonnen – und das Leben nicht stillstand, so trägt dieses Jahr doch einen Stempel, der alles Gute und Schöne überschattet und somit dessen Freudenschein schmälert. Kein leichtes Los hat diese so harmonisch klingende Jahreszahl gezogen, ungeahnt Unangenehmes und Unheil Bringendes hat es mit sich getragen und wird somit für immer in den Geschichtsbüchern und Erinnerungen damit verbunden sein.

 

Vielleicht täte es diesem Jahr nun einfach gut, wenn jeder für sich eine kleine „Das-war-2020-auch“-Liste schreibt. Ganz privat, ganz geheim, oder auch für andere, das ist nicht so wichtig. Ich mache es auch für mich. Auf der alles aufgeschrieben wird, was sich in diesem Jahr Gutes ereignet hat. Schönes. Bereicherndes. Aufweckendes. Stolzmachendes. Beflügelndes. Zauberhaftes.

 

Damit wir am 31. Dezember dieses so schön klingenden 2020 nicht das Gefühl haben, wir müssten zwischen 24:00 und 00:00 etwas abschütteln und abstreifen, etwas loswerden, einen unliebsamen Gast endlich aus dem Hause bitten. Dass wir trotz all dem, was wir in diesem Jahr an Begebenheiten so gar nicht gewünscht haben, uns dankbar für alles Positive verabschieden von dem alten und das neue Jahr mit viel Optimismus, mit dieser schönen, warmen, stärkenden Kraft, die aus der Dankbarkeit kommt, begrüßen.

 

Ein gutes neues Jahr euch allen!

 

 

Eva Adelbrecht

Team von Buchhandlung und Verlag Pfeifenberger

Lektorin & Autorin

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