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Wie Senf und Marmelade

Gewisse Dinge passen einfach nicht zusammen. Wie ich darauf komme? Weil es Ende dieser Woche – im Januar – regnete, schüttete. Wenn ich im April aufwache und Regen höre, frohlocke ich. Es ist mir wie ein Lied in den Ohren, Vogelgezwitscher aus den Bäumen oder Regentropfen am Dach, einerlei, beides sind wunderbare Naturwecker. Aber nicht im Januar! Im Wintermonat Januar dürfen sich weiche Schneeflocken lautlos im Garten niederlassen, es mag auch der Wind ums Haus pfeifen oder die Kälte so klirrend sein, dass beim Lüften nur so der Dunst aus dem Fenster steigt. Aber nicht regnen!

 

Gewisse Kombinationen mag ich ganz einfach nicht. Januar und Regen ist eine davon.

 

Schokotorte und Orangensaft eine andere. Fragt mich nicht, warum mir das gerade jetzt einfällt. Es muss wohl sehr prägend gewesen sein. Ich habe schon seit Ewigkeiten diese zwei für mich definitiv nicht zusammenpassenden kulinarischen Herrlichkeiten nicht mehr gemeinsam serviert bekommen, doch als Kind tatsächlich fast bei jedem Kindergeburtstagsfest! Die Erinnerungen an diese Geburtstage – mitsamt Räumlichkeiten und Gästen – sind so lebendig in mir, als ob es gestern gewesen wäre. In den Achtzigerjahren war es wohl noch etwas Besonderes, Orangensaft zu servieren, und daher gab es ihn quasi als Highlight bei jeglichen Kindergeburtstagsfesten. Mir wurde immer übel davon! Nicht ganz schlimm übel, ich musste deswegen nie das Fest als erste verlassen, aber es graute mir davor. Oder ich bekam Kopfschmerzen. Allerdings traute ich mich nie zu sagen, dass ich das scheußlich fand. Dazu war das Gebotene, im einzelnen, zu besonders oder ich zu klein. Dass ich heute als Erwachsene feinherbe Zartbitterschokolade mit Orangenstückchen liebe, ist die Ironie des Lebens.

 

Weihnachtsbeleuchtung bunt und blinkend. Glücklicherweise haben wir diese gruseligen Wochen nun hinter uns. (Also gruselig nur auf jene Orte bezogen, wo es bunt blinkte natürlich!) Manche Dekoration tut dem Auge einfach weh.

 

Achtung, jetzt kommt nichts für schwache Nerven: mit langen Nägeln an der Tafel schreiben. Es stellt mir sofort alle Haare auf und meine kurzen Nägel rollen sich nach hinten unten ein, wenn ich nur daran denke, wie schrecklich es quietschen kann (und oft in der Schule quietschte!), wenn Nagel auf Tafel trifft. Vielleicht noch mit gewissem Druck, weil die Kreide schon recht kurz ist. Eigentlich müsste man Lehrpersonal verbieten, lange Nägel zu tragen. Oder als Alternative, wenn Herr oder Frau Lehrer wirklich nicht darauf verzichten kann, eine Verpflichtung zur Verwendung von Flipchart und Stiften auferlegen. Alles andere ist verantwortungslos. Respektlos. Schürft tiefe Wunden. Hinterlässt lebenslang bleibende Schäden.

 

Zur Entspannung aller LeserInnen Nerven nun wieder etwas nicht ganz so Schauderbares: Spazierengehen und telefonieren. Früher war es einfach nicht möglich. Wollte man telefonieren, saß man zuhause neben dem Telefon, meistens in einem netten Winkel im Wohnzimmer oder auch im Vorhaus und telefonierte eben. Man nahm sich Zeit fürs Ferngespräch. Weil man wissen wollte, wie es dem anderen geht. Weil man selbst etwas erzählen wollte. Vielleicht, weil einem langweilig war. Und ging man spazieren, so ging man spazieren. Alleine, zu zweit, mit Kindern, mit dem Hund, schnell oder langsam, man ging spazieren und genoss die Umgebung, die Aussicht, die gute Luft, vielleicht auch die eine oder andere Begegnung. Heute telefoniert man spazierend. Also nicht man, aber viele. Und übersieht dabei, wo man überhaupt geht. Dass man überhaupt geht. Was links und rechts um den Weg herum passiert. Was da wächst, steht, fließt. Wer da zwitschert. Wer da entgegenkommt. Alles nebensächlich. Man ist im Kopf, und nicht der Kopf in der Natur.

 

Corona und Mensch. Das sieht nur leider Corona anders.

 

Kinder und Alleinelernen. Wie lange noch? Es passt einfach nicht. Kinder sollen umgeben von Kindern lernen, alle miteinander schaffen ein geniales Motivationsfeld. Sie lernen dann fröhlicher, weil die rundherum auch lernen. Sie lernen leichter, weil es miteinander einfach lustiger ist als alleine. Sie lernen besser, weil sie lachend lernen. Und sie lachen, weil sie miteinander lernen. Kinder und Alleinelernen passt ganz einfach nicht. Drum frage ich: wie lange noch?

 

Eva und Frust. Daher, sollten sich etwaige trübe Gedanken einstellen: raus auf den Berg, in die Luft, in die Sonne, in den Schnee und Lebenskraft tanken! Nicht ärgern oder grübeln über so manch unpassende Kombinationen – wir werden darüber hinwegkommen, wir werden sie kleinkriegen, und wenn sie nicht aus der Welt zu schaffen sind, dann werde ich lernen, sie gelassen zu nehmen oder notfalls auch geflissentlich zu übersehen.

 

Wie Teresa von Avila so unglaublich weise formulierte:

Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge zu nehmen, die ich nicht ändern kann,

den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,

und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

 

 

Eva Adelbrecht

Team von Buchhandlung und Verlag Pfeifenberger

Lektorin & Autorin

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