Finale

 

Finalspiel. Heute um 21.00 Uhr Mitteleuropäische Zeit. England gegen Italien. Der Familienclan versammelt sich pünktlich um 20.45 Uhr, um die Sitzordnung einzuteilen. Die Vorfreude ist riesig, die Wetten sind gesetzt. Das Gute: Wir können alle das Spiel bis zu Ende sehen (außer wir fallen vorher durch schlichte Übermüdung am Sofa in einen Vorelferschlaf): Montag ist keine Schule!

 

 

Finallesung: Kommenden Dienstag ist es so weit. Hubert Achleitner kommt als krönender Abschluss vor der Sommerpause zu uns, zu ‚Literatur im Schloss’. Der Titel seines Buches „flüchtig“ ist mehrdeutig, die Erzählung vielschichtig, tief in die Seele des Menschen blickend. Und so freue ich mich sehr auf diesen gemeinsamen Abend, dessen Eindrücke wahrscheinlich weniger flüchtig als der Buchtitel sein werden.

 

Hubert Achleitner hatte, wie er in einem Interview sagt, vor dem Schreiben seines Roman-Debüts seit Langem schon das Gefühl, da wäre was, was aus ihm raus müsse. Er hatte keine Ahnung, wie ihm das Schreiben gelingen würde, welche Reise die Protagonistin Maria wirklich antreten und zu Ende führen könnte. Die Landung der Geschichte ist geglückt, Hubert Achleitner hat im Frühjahr 2020 einen wunderbaren Erstling veröffentlicht.

 

Viele in den letzten Jahren gelesene Autoren und Autorinnen waren und sind mir Inspiration. Mitunter durch ihren Schreibstil, ihre Art zu erzählen: Die Möglichkeiten, mit Sprache umzugehen, sind vielfältig und individuell wie die AutorInnen selbst. Noch mehr inspirieren sie mich durch den Mut, ihre Gedanken zu Papier und so an die Öffentlichkeit zu bringen. Wie Achleitner auch sagt, in jeder Figur stecke ein bisschen von ihm selbst drinnen. So ganz lasse sich das nicht trennen. Wie wahr. Es schreibt ein Mensch und dieser schreibt sich gewissermaßen in jede Figur stückweise hinein. Mit ein Grund, warum es diesem Autor nicht gelang, einen bösen Charakter in seiner Erzählung zu schaffen: „Etwas Böses wollte ich nicht einmal in fiktiver Form in die Welt setzen.“ Beeindruckende Worte.

 

 

Finaltext. Es passt doch. Ich habe nun 70 Wochen geschrieben. Vieles ging mir durch den Kopf, das ich gerne mit euch teilte. Vieles glitt einfach aus meinen Fingern, und ich zögerte dann und wann, ob ich es euch überhaupt als Lektüre zumuten kann, oder soll, oder will. Doch da kam das Gefühl und auch das Verstehen auf, dass es ohnedies immer der Leser ist, der entscheidet, ob etwas interessiert oder nicht, ob etwas anspricht oder nicht, ob er oder sie eben liest oder nicht. Ich habe für mich verstanden, dass ich nicht mein Schreiben danach richten möchte, was interessieren könnte. Ehrlichkeit und Authentizität sind mir wichtiger als das Gefallen. Manchmal muss etwas raus, manchmal hat man das Bedürfnis, etwas zu sagen, ohne, dass man jemanden persönlich darauf ansprechen will – und dafür ist Schreiben ein wunderbares Mittel, ein probater Kanal für Spannungsabbau und Entladung. Ob die Botschaft ankommt, liegt nicht in der Hand des Schreibers, aber angebracht wird sie, und das tut oft gut. Seelennahrung wurden diese Texte also nicht nur für euch, sie wurden auch mir zum Geschenk, nicht zuletzt auch durch eure aufbauenden Rückmeldungen. Meine Seele hat sich daran gelabt, dass ich diese Erfahrungen, Erlebnisse, Gedanken, Bedenken, Wünsche, Sorgen und Sehnsüchte (mit-)teilen durfte und dass sie dadurch leichter erträglich, besser verständlich oder auch einfach nur viel schöner wurden.

 

Aus einem Teilen wird immer mehr. Auch im Schreiben.

 

Nun ist er da, der Sommer. Pünktlich drei Wochen nach dem meteorologischen hat sich auch der feriale Sommer eingestellt, mit schulischen Pauken und Trompeten willkommen geheißen. Neun Wochen Freiheit! Ich finde es sehr bezeichnend und wunderbar stimmig, dass das Wort ‚Ferien’ mit Ausnahme des auslautenden ‚n’ mit allen seinen Buchstaben in ‚Freiheit’ steckt. Und wenn man diese Buchstaben aus ‚Freiheit’ herauskitzelt, bleibt noch ein ‚Hit’ übrig – was will man da noch weiter erklären! Das ‚n’ hat sich freiheitsliebend in diesem Wortspiel wohl irgendwo am Weg verabschiedet. Ist abgetaucht. Ich bin dann mal weg. Es sei ihm gegönnt.

 

So auch ich. Euch allen wünsche ich einen Sommer voller Lachen, Spielen und Feiern, ich wünsche euch goldene Sonnenstunden, laue Abende, herrlich klärende Gewitter, nährenden Regen, gute Musik, Zeit mit Literatur, Literatur, Literatur, viel Kraftschöpfen in der Natur, in Wasser, Wiese oder Wald, und ein bisschen Ruhe im Herzen. Von Herzen.

 

 

Eure Eva

 

 

Eva Adelbrecht

Team von Buchhandlung und Verlag Pfeifenberger

Lektorin & Autorin

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Kommentare: 2
  • #1

    Renate (Donnerstag, 15 Juli 2021 07:57)

    Liebe Eva!
    Gerne lese ich deine Zeilen, die soviel Pfiff, Wahrheit, Sanftheit und für mich auch Seelentröster beinhalten! Du hast eine wunderbare Gabe erlebtes so spannend zu schreiben, das man gar nicht aufhören will zu lesen!
    Wünsche dir und deiner Familie, schöne Ferien!

  • #2

    Ilse (Sonntag, 18 Juli 2021 07:16)

    Danke, danke möchte ich sagen, für die wunderbaren sonntäglichen zu Papier gebrachten Gedanken! Ich habe mich jeden Sonntag darauf gefreut!!
    Ich wünsche schöne Ferien und eine gute Zeit!

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